Blogparade:
Kreativität im Business - als Webdesignerin kreativ sein und bleiben
Ich bin auf diese spannende Blogparade gestoßen und fühlte mich direkt angesprochen. Eva Peters von onlinekurse-kompass.de hat dazu eingeladen, unsere Gedanken zum Thema „Kreativität im Business“ zu schreiben. Sie sagt, dass Kreativität bei Selbstständigen oft hinter den Kulissen stattfindet. Und dass es dabei oft um mehr geht, als nur schöne Flipcharts zu gestalten.
Und wenn wir hier von Kreativität sprechen, dann meinen vermutlich alle „künstlerische Kreativität“. Für mich geht dieser Begriff aber noch weit darüber hinaus. Dazu später mehr. Also bleiben wir mal kurz bei dem Begriff Kreativität (im künstlerischen Sinne).
Meiner Meinung nach findet bei den meisten Selbstständigen selten bis fast gar keine Kreativität statt.
Denn Selbstständige nehmen sich einfach keine Zeit dafür. Das Tagesgeschäft frisst die komplette Zeit auf und wir planen uns keine Slots für Kreativität ein. Daher hilft es, sich Regeln aufzustellen. Aber wie sieht das bei Webdesignern aus? Die müssen doch vermeintlich den ganzen Tag kreativ sein, so zumindest die Erwartungshaltung. Stimmt’s? Das ist das erste Adjektiv, das uns allen vermutlich dazu einfällt, wenn wir an diese Berufsgruppe denken! Wir haben aber als selbstständige Webdesigner genauso mit der Buchhaltung, Kundenakquise und Co. zutun.
Was machen wir bzw. ich als Webdesignerin also, um kreativ zu sein oder sein zu können und was bedeutet für mich überhaupt Kreativität!
Wenn ich selbst oder andere mich als Webdesignerin oder Mediengestalterin bezeichnen, dann fühle ich mich ehrlich gesagt nicht komplett „beschrieben“. Ich bin nicht einfach „nur“ eine Webdesignerin oder Mediengestalterin. Das sind einfach nur Titel, die mich in eine Berufsgruppe einordnen, weil ich irgendwo ein Zeugnis dafür bekommen habe. Von mir wird als Webdesignerin erwartet, dass ich mit Farben, Schriften und Formen umgehen kann, scribbeln kann und einfach ein Gespür für Ästhetik habe. Aber Kreativität hat für mich nicht zwangsläufig etwas mit künstlerischem Talent zu tun. Oder den rein visuellen Faktoren, die oft mit diesem Beruf verknüpft werden.
Kreativität (im Business) bedeutet für mich, wie man im Alltag situationsbezogen reagiert oder welche Lösung man für ein Problem findet.
Und wie kreativ man, wie Eva das sagt, hinter den Kulissen arbeitet. Bei mir sehen die Leute am Ende ein konkretes Ergebnis. Aber die Kreativität meiner Arbeit liegt nicht allein im Design der Website, der repräsentativen Hülle, sondern an dem was drin steckt: es geht um die Persönlichkeit und Authentizität, es geht darum die Bedürfnisse des Kunden in den Fokus zu stellen und vor allem seine Produkte verständlich zu kommunizieren und so zu verkaufen, dass es nicht reißerisch oder werbisch klingt.
Das war tatsächlich eine der größten Herausforderungen meiner Selbstständigkeit.
Eine genaue Abgrenzung und Definition für das zu finden, was ich bin und was ich mache. Und nicht einfach nur zu sagen: „Ich mache Webdesign“. Nach außen hin mag das vielleicht weniger wichtig sein, aber für mich war das eine grundlegend andere Aussage, weil ich damit den Wert meiner Arbeit beschreibe und weniger die Hülle drumherum. Daher muss ich hier an der Stelle auch sagen: Nein, mein Arbeitsalltag besteht nicht nur aus „kreativ sein“. Ich musste für mich auch erst ein System finden, wie und wann ich Kreativität in meinen Alltag einbaue.
Wie habe ich es als selbstständige Webdesignerin trotz Tagesgeschäft geschafft, Zeit für Kreativität zu finden..
Meine Herausforderungen an der Stelle waren:
- der Gedanke, auf Knopfdruck kreativ sein zu müssen
- die richtigen Arbeitszeiten zu finden, wann ich produktiv kreativ sein kann
- keine Inspirationsquellen zu haben als Einsiedler im Home-Office
- wirklich konzentriert zu bleiben im Home-Office trotzt vieler Ablenkungen und Verpflichtungen als Mama, Hausfrau, Ehefrau, Freundin usw.
Welche kreativen Lösungen habe ich dafür gefunden?
Die Erwartungshaltung: „Du musst jetzt eine kreative Idee liefern“ war bei mir aus meiner früheren Arbeit als Angestellte tief verankert. Zu Anfang meiner Selbstständigkeit war das für mich tatsächlich ein totaler Bremsklotz. Ich saß manchmal stundenlang am Computer und zwang mich dazu eine kreative Erleuchtung zu haben. Und was war: nichts! Stattdessen Frust, gereizte Stimmung, keine Idee! Irgendwann war ich so „bedient“ und kam an den Punkt, zu sagen: „Lasst mir doch all’ die Ruh, ich habe keinen Bock mehr!“
Ich suhlte mich in Selbstzweifel und stellte meine Kreativität in Frage!
Ich arbeitete also weniger und machte stattdessen andere Dinge. Stupide Arbeit oder einfach mal nichts. Und Schwups, waren da plötzlich ganz viele interessante Denkansätze. Das fand ich sehr erleuchtend. Glaubte aber nur an einen Zufall. Ich fing ich an bewusst so zu arbeiten. Ich beobachtete meine Arbeitsweise und die Ergebnisse dazu. Und was soll ich sagen, das funktioniert!
Es hat ein Moment gedauert, die verankerte „Denke“ von Früher abzulegen.
Und das Bewusstsein zu schaffen: Ich darf mir auch mal eine kreative Pause erlauben! Obwohl ich in der kreativen Branche arbeite und vermeintlich immer auf Knopfdruck Ideen produzieren muss. Mit dieser Einstellung fingen bei mir die Ideen an zu sprudeln. Das war ein Lernprozess und das funktionierte auch nicht sofort. Ich musste mich teilweise dazu zwingen und mein schlechtes Gewissen mal abschalten, um das zu verinnerlichen. Leider wird uns das gerade im Agenturalltag und der Kreativbranche so vermittelt.
Wir werden zu Robotern erzogen, die sofort und ständig funktionieren und reagieren.
Ohne Lade- oder Ruhepause. Ich bin froh kein Roboter mehr zu sein! Im Gegenteil: Wenn ich wirklich auf der Suche nach neuen Ideen bin oder über eine neue Website „brüte“, dann kommen mir eher die besten Ideen, wenn ich etwas komplett anderes mache. Auto fahren klappt bei mir wunderbar oder einfach nur spazieren gehen. Aber die besten Ideen kommen mir morgens direkt beim Aufwachen. Da versuche ich oft Notizen zu machen, bevor der chaotische Morgen beginnt. Manchmal nehme ich auch eine Sprachnachricht auf, wenn ich gerade kein Papier zur Hand habe.
Anschließend mache ich mir ein paar erste Skizzen auf meinem Whiteboard im Büro oder auf dem Papier. Schreibe mir ein paar Sätze auf, die mir im Kopf umschwirren und dann lasse ich das erstmal sacken. Manchmal kann das eine Woche sein oder länger. Zwischendurch kommt vielleicht noch ein ergänzender Gedanke oder Geistesblitz. Der kommt dann zu den Notizen dazu.
Aber ich muss erst das Gesamtbild im Kopf haben und einen logischen roten Faden für mich finden, bis ich wirklich mit dem Entwurf einer Website anfange.
Es muss alles logisch aufeinander aufbauen und Sinn ergeben. Dabei bin ich durchaus kreativ. Ich suche auch Bilder und passende Farben. Schriftarten, die dazu passen. Irgendwann fügt sich alles zusammen und ich habe ein recht klares Bild vor Augen. Und ich weiß, dass es funktioniert.
Das schlechte Gewissen und verankerte Verhaltensweise sind auch wesentliche Punkte, bei der nächsten Herausforderung gewesen.
Die richtigen Arbeitszeiten zu finden, wann man am besten produktiv Kreativität umsetzt. Früher war es der 9 to 5 Job. Heute ist es der „ich arbeite, wenn die Kinder nicht zu Hause sind und wenn ich Lust habe-Job“! Der entscheidende Unterschied ist aber, dass ich fast immer Lust habe, denn so macht es mir Spaß. Ich muss dann eher aufpassen, dass es nicht zu viel wird.
Daher ist es wichtig eine funktionierende Routine zu finden.
Meine Lösung dafür war: Bestimmte Tage für bestimmte Tätigkeiten festzulegen, aber Slots für Kreativität einzuplanen. Montag ist zum Beispiel mein fester Kundentag! Dort arbeite ich einfach nur Kundenprojekte ab und kommuniziere mit meinen Kunden. So habe ich bereits für die Woche Geld verdient und meine Kunden mit Aufgaben (Korrektuen oder Fragen) versorgt. Gibt beiden Seiten ein gutes Gefühl. Dienstag ist Coaching-Tag. An dem Tag bilde ich mich quasi selbst weiter oder mache Pläne für meine Projekte. Mittwoch und Donnerstag ist Content-Tag. Da nehme ich Videos auf oder schreibe Blogbeiträge. Donnerstag verteile ich den Content. Freitag ist Buchhaltung und Co. angesagt. Am Wochenende arbeite ich nur in Ausnahmefällen. Eine feste Struktur, die aber gewisse Pufferzeiten von 1-2 Stunden hat und mir auch mal erlaubt, zwischendurch kreative Sprints einzulegen oder kreative Pausen zu machen.
Nur im Home-Office zu arbeiten hat für mich zwei Nachteile:
mir fehlt der Austausch mit Gleichgesinnten und damit auch eine wichtige Inspirationsquell. Dazu hat die Arbeit im Haushalt ständig vor Augen. Unter Umständen muss man sich auch dann konzentrieren, wenn die Kinder gerade die Bude abreißen. (machen sie natürlich nicht, aber es klingt oft danach!)
Mit diesen Herausforderungen umzugehen, habe ich für mich so gelöst.
Ich baue stetig mein Netzwerk aus und tausche mich oft über Video-Telefonie oder Messenger mit Gleichgesinnten aus. Ich gehe auch zu Workshops und Seminaren. Ein intensives Mentoring hat mich sehr weitergebracht, weil ich viele Menschen kennengelernt habe, die das gleiche Ziel haben. So hole ich mir Feedback zu meinen Ideen und komme dadurch zu neuen inspirierenden Gedanken.
Was den Lärm und den Haushalt angeht. Nun ja. Wenn es unerträglich wird, dann mach ich einfach Pause. Das kann ich mir erlauben. Aber ich habe dennoch meine Prinzipien. Ich räume zwischendurch nicht ständig auf, nur weil ich zu Hause bin und es könnte. Ich sage immer: „ich bin im Büro, das impliziert für mich: ich bin nicht zu Hause.
Das erste Jahr hat mich das total fertig gemacht, weil ich mich so oft davon ablenken lies.
Jedes Mal, wenn ich in die Küche ging, um mir Kaffee zu machen, fiel mir immer was neues auf, was ich wegräumen könnte. Das war furchtbar. Und ich hatte immer ein schlechtes Gewissen. Man muss sich frei machen von diesen Konventionen. Sich davon losmachen, was andere von einem erwarten. Und was du denkst, machen zu müssen, nur weil es andere schon immer so machen. Ist jetzt vielleicht nicht super kreativ im Lösungsansatz. Fördert aber ungemein die Kreativität im Business.
Ich habe noch einen kleinen Trick, um meinem Unterbewusstsein zu signalisieren: „So, jetzt arbeitest du!“
Gerade im Home-Office ist dieser Übergang zwischen Arbeit und Freizeit oft fließend. Ich habe für mich gelernt, das klar zu trennen. Dafür nutze ich einen Trigger. Ich habe eine Musik-Playlist für die Arbeit. Immer wenn ich ins Büro gehe und den Computer einschalte, mache ich erst diese Playlist an. Ich habe mich quasi darauf konditioniert, dann mit der Arbeit anzufangen, wenn eins von diesen Liedern läuft. Oft funktioniert es auch schon, wenn überhaupt Musik auf meinem Computer läuft.
Gerade als Selbstständige braucht man Selbstdisziplin. Keine Frage. Vom nichts Tun, kommt man nicht weiter. Es ist niemand da, der deine Arbeit übernimmt, wenn du nicht arbeitest. Das Tolle aber ist, dass man sich seine eigenen Regeln aufstellt und dabei berücksichtigt, wie man am liebsten arbeiten möchte. Und man sich seine Zeit frei einteilt. Dabei ist es ganz wichtig rauszufinden, wann man am kreativsten ist und wann man lieber z.B. Buchhaltung machen sollte. Man muss dabei aber auch lernen bestimmte Regeln und Verhaltensweisen von früher (als Angestellte/r) wieder zu verlernen. Wer sagt, dass man von 9 bis 5 arbeiten muss? Wer sagt mir, dass ich dem Kunden jetzt sofort antworten muss?
Mach dir deine eigenen Regeln, die am besten zu deiner Persönlichkeit und deinen Lebensumständen passen.
Das bringt Spaß und Zufriedenheit. Du darfst ohne schlechtes Gewissen, auch mal eine Auszeit nehmen oder eine längere Mittagspause machen. Und keine Angst, man verliert dadurch keine Arbeitszeit. Im Gegenteil, man lernt mit der verfügbaren Zeit effizienter umzugehen.
Ich erwähnte ja eingangs, dass für mich der Begriff „Kreativität“ darüber hinausgeht „nur“ von „künstlerischem Talent“ zu sprechen.
Jeder ist kreativ und hat unterschiedliche kreative Stärken. Und manchmal sogar, ohne es zu merken. Meine Stärke liegt ganz klar in der praktischen Kreativität!
Hä? Was heißt das?
Ich versuche es mal zu erklären. Vielleicht gibt es ja noch mehr da draußen, denen es ähnlich geht! Und sie denken, dass sie nicht kreativ sind, weil sie nicht gut zeichnen können!
Kreativität hat für mich nicht zwangsläufig etwas mit künstlerischem Talent zu tun. Sondern auch damit, wie man situationsbezogen reagiert oder welche Lösung man für ein Problem findet. Und vor allem, wie man sich Inspirationsquellen und seine Ideen zu nutze macht.
Ich musste mich früher als Kind oft alleine beschäftigen. Meine Mutter war alleinerziehend und ich bin Einzelkind. Wenn ich also nicht gerade draußen mit meinen Freunden unterwegs war, hatte ich Keinen zum Spielen. Mir fiel es aber leicht, Geschichten oder Spiele auszudenken. Ich malte, bastelte und sang auch ganz gerne. Heute weiß ich, dass diese selbstständige Beschäftigung meine Kreativität definitiv gefördert hat. Ähnlich beobachte ich das heute bei unserer 4-jährigen Tochter. Sie kann das genauso gut. Ewig spielt sie mit ihrem Puppenhaus und denkt sich dabei die tollsten Geschichten aus. Sie ist eher die praktisch Kreative. Ihre große Schwester (6 Jahre) dagegen, musste sich früher nicht viel allein beschäftigen. Ich habe sehr viel mit ihr gemalt, gebastelt, gespielt und gesungen, weil ich zu Hause war und nicht gearbeitet habe. Sie ist eher künstlerisch Kreativ. Sie sind beide also kreativ, aber jede auf ihre Art und Weise. Meiner Meinung nach, liegt das einfach an den Umständen und der Prägung, die von den Eltern und der Umgebung ausgeht.
Für mich ist ganz klar, dass die Prägung, welche Kreativität man hat, bereits als Kind stattfindet. Und es gibt definitiv mehr als eine Art kreativ zu sein.
Das Problem ist, dass alle Kreativen in eine Schublade gesteckt werden und kreativ sein, oft mit künstlerischer Begabung gleichgesetzt wird. Du kannst nicht malen, du bist nicht kreativ. Du kannst nicht singen, du bist nicht kreativ. Und das ist falsch. So war es auch bei mir. Ich fühlte mich niemals wohl in der Schublade: „Wow, du bist ja super kreativ.“ Ich hatte schon immer den Eindruck, dass ich mich irgendwie in vielen Schubladen wohl fühle. Bei den Visionären, bei den Strategen, bei den Pragmatikern, bei den Planern, bei den Kreativen.. Überall fand ich es spannend. Eine einzelne Schublade war mir immer zu langweilig auf Dauer. Aber ich fühlte mich auch nie gut genug, um in einer Schublade zu bleiben. Ich hatte keinen Platz.
Ich kann zum Beispiel gut zeichnen und malen, aber ich bin nicht überbegabt darin. Das ist Fakt. Es gab immer andere Schüler, sei es in der Schule beim Kunstunterricht oder in der Berufsschule während der Ausbildung zur Mediengestalterin, die es besser konnten. Um es mal in Sport-Metaphern auszudrücken:
Ich war nie der Usain Bolt.
Ich war eher die 10 Kämpferin. Es gab nämlich viele Disziplinen, in denen ich gut war, aber ich war nie herausragend in einer Disziplin. Und das hat mich tatsächlich noch bis vor Kurzem beschäftigt und ja, sogar in meiner Selbstständigkeit ausgebremst. Früher war ich sogar neidisch auf Kinder, die besser malen konnten – ich gebe es ehrlich zu! Und in meinem bisherigen Berufsleben als Angestellte habe ich mich stets verglichen und dachte, dass ich nur mit einem Zertifikat oder ähnlichem beweisen kann, dass ich gut bin. Heute weiß ich, dass es absoluter tödlich für das eigene Mind-Set ist. Jeder ist auf seine eigene Weise kreativ.
Wir sind teilweise den ganzen Tag kreativ, ohne uns dessen bewusst zu sein.
Und das ist das, was wir als Selbstständige vor Augen führen müssen, wenn wir vor einer kreativen Herausforderung stehen.Erst als ich mich selbstständig machte, habe ich das raugefunden. Ich musste mich zwangsläufig fragen, was kann ich. Und was kann ich den Leuten da draußen anbieten, was ihnen Mehrwert bietet. Dabei habe ich mich immer unter den Scheffel gestellt. Hab mich selbst nicht als kreativ genug wahrgenommen, um als Webdesignerin oder Mediengestalterin Geld zu verdienen. Ich hab zwar immer gesagt bekommen: „Du bist so kreativ und hast super Ideen!“ Aber da hab ich immer abgewunken. Ich konnte das nicht annehmen, weil ich mich ja, wie gesagt, nicht als kreativ genug im Vergleich zu anderen empfand. Ich wollte nicht in diese „Kreativen-Schublade“ passen. Irgendwann letztes Jahr machte ich einen Persönlichkeits-Test von Sally Hogshead*. Dabei ging es darum, herauszufinden, wie ich auf andere Menschen wirke und wie ich meine Kommunikation danach ausrichten kann. Dabei kam raus, dass ich eine „praktisch Kreative“ bin.
* Den Test gibt es in englisch und in deutsch. Das Original in englisch ist kostenlos unter www.howtofascinate.com verfügbar. Die deutsche Übersetzung bekommt man kostenlos, wenn man das Buch dazu kauft. Mehr dazu unter www.mynds.de.
Bähm!!! Da war das Wort, was ich mein Leben lang gesucht hatte. Das ist das, was meine Kreativität ausmacht.
Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Jetzt machte Alles einen Sinn. Alle meine bisherigen Schritte und Entscheidungen fügten sich plötzlich wie ein Puzzleteil zusammen. Mein Talent liegt darin, nicht „nur“ künstlerisch kreativ zu sein. Sondern diese Kreativität auch praktisch anzuwenden. Immer für einen Zweck bestimmt. Und auch flexibel mit den Gegebenheiten umzugehen. Heute ist das mein großer Vorteil gegenüber künstlerisch Kreativen. Ich sehe Alles immer im Zusammenhang, ich sehe die Auswirkungen, bevor sie da sind. Durch mein „Schnittstellenwissen“ oder „Schwarmwissen“, wie ich das nenne, kann ich schneller Entscheidungen treffen und meine Kunden besser beraten, weil ich alle Eventualitäten berücksichtige. Ich kann aus einem noch so kleinen Budget das beste Ergebnis rausholen. Oder auch klar sagen, nein, das funktioniert an der Stelle nicht.
Rückblickend verfolgte mich das schon mein ganzes Leben.
Im Nachhinein fallen mir viele Situationen ein: Während meiner Ausbildung zur Mediengestalterin musste ich natürlich oft kreative Aufgaben erfüllen. Ein Plakat gestalten, Logo entwerfen etc. Oft habe ich die Ideen der Anderen bewundert, weil sie selbst was gezeichnet hatten oder voll die Nerds in Photoshop waren und damit glänzen konnten. Das war ich nicht. Meine Ideen waren visuell gut, aber gleichzeitig hat mein „praktisch-kreatives-Hirn“ überlegt: kann man das Logo überall verwenden, ist es zweckmäßig, wie sieht das Plakat gedruckt aus, kann man es so überhaupt drucken. Und so hatte ich auch gleich gute und sogar bessere Ergebnisse als die anderen. Andere dachten nur daran, dass es schön aussieht. Mir war klar, es soll schön aussehen und funktionieren.
Daher habe ich mir am Anfang als Selbstständige schwer getan.
Oft habe ich Entscheidungen meiner Kunden nicht verstanden. Sie haben sich für das entschieden, was besser aussieht. Das ärgerte mich, denn ich wusste oft: das funktioniert nicht. Nur schön aussehen reicht nicht. Erst jetzt kann ich das aber zu meinem Vorteil nutzen. Weil ich Worte dafür gefunden habe, die meine Kreativität beschreiben und ich selbst verstehe, wie wertvoll meine Art der Kreativität eigentlich für meine Kunden und für mein Leben selbst ist. Denn wenn ich sage, ich bin Webdesignerin, verstehen die Leute was anderes, als wenn ich sage: Ich bin praktisch-kreative Webstrategin und helfe dir dabei, deine Website so umzusetzen, wie du und deine Kunden sie sich vorstellen.
Und wenn ich höre, wie Jemand von sich behauptet: Ich bin nicht kreativ genug, um meine Website zu erstellen. Dann sage ich: „Blödsinn!“ Jeder ist irgendwie kreativ. Und gerade, wenn man selbstständig ist, findet man jeden Tag kreative Lösungen für Probleme, die sich einem in den Weg stellen. Da ist doch so eine Website ein Klacks dagegen.
Denn es geht nicht darum, ein Picasso zu sein oder ein Schiller.
Nein, man muss sich wahrnehmen und überhaupt klar machen, wo setze ich meine Kreativität im Alltag ein. Wie kann ich daraus einen Nutzen für mein Business und meine Kunden schaffen. Das soll jetzt nicht heißen, dass man ohne viel Aufwand und Mühe eine tolle Website als Laie hinkriegt. Nein, das ist super viel Arbeit. Man kann aber dennoch ein tolles Ergebnis haben, wenn man kein großes Talent im künstlerischen Sinne hat. Man muss sich nur der Ausgangssituation kreativ anpassen und reagieren.
Fazit:
Also lass dir nicht sagen, du bist nicht kreativ. Und denke es auch nicht selbst von dir! Jeder hat andere kreative Stärken, sei es in der Kommunikation, im Planen, im Koordinieren oder eben zeichnen und gestalten.